Epilepsie-Sprechstunde
Innerhalb der Abteilung Kinderneurologie und Sozialpädiatrie ist eine Spezialambulanz zur Betreuung epilepsiekranker Kinder angesiedelt. Hier werden Patienten mit unterschiedlichen Epilepsien ambulant betreut, teilweise in enger Kooperation mit unserer kinderneurologischen Station Pfaundler.
Aufgabe dieser Ambulanz ist die kontinuierliche Begleitung der Patienten und ihrer Familien in unterschiedlichen Krankheitsphasen. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung, die oftmals während eines stationären Aufenthaltes geschieht, erfolgt eine intensive Aufklärung über die Epilepsie und deren Auswirkungen auf die weitere Lebensgestaltung. Bei Notwendigkeit einer Einstellung auf eine medikamentöse Therapie erfolgen regelmäßige ambulante Vorstellungen zur Anfallskontrolle, mit Bestimmung der Medikamentenspiegel und zu EEG-Kontrollen. Gemeinsam mit den Familien wird so eine optimale medikamentöse Einstellung angestrebt, das heißt zunächst mit dem Ziel der Anfallsfreiheit. Bei akut auftretenden Problemen, wie zum Beispiel Rezidivanfällen oder einer Anfallshäufung, wird prompte Hilfestellung angeboten. Dies kann oft über einen telefonischen Kontakt zur Familie oder zum Kinderarzt (alternativ über E-Mail) oder auch durch eine Wiedereinbestellung geschehen.
Besonders schwer zu behandelnde Epilepsien erfordern möglicherweise weitere therapeutische Maßnahmen. Hier werden vor Ort unter anderem eine spezielle Ernährung (ketogene Diät) oder eine Schrittmachertherapie (Vagusnervstimulation) zur positiven Beeinflussung angeboten.
Die ketogene Diät beinhaltet eine besonders fettreiche Nahrungszufuhr, die über eine veränderte Stoffwechsellage (Ketose) zu einer Anfallskontrolle führen kann. Bei der Einleitung dieser Diät ist ein kurzer stationärer Aufenthalt inklusive einer ausgiebigen Beratung durch eine Diätassistentin notwendig.
Die Vagusnervstimulation wird durch eine relativ unkomplizierte Operation und Implantation eines Schrittmachers an einem Halsnerv (Vagusnerv) ermöglicht. Ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher erhält der Vagusnerv regelmäßige elektrische Impulse, die in das Gehirn und dort zu unterschiedlichen Kontrollzentren weitergeleitet werden. Hierüber kann bei ungefähr 40% der so behandelten Patienten eine verbesserte Anfallskontrolle erzielt werden. Die Einstellung der Schrittmacherimpulse erfolgt unkompliziert von außen über einen computergesteuerten Funkkontakt in der Ambulanz.
Bei einigen Patienten kommt eventuell eine operative Therapie infrage, hier kann durch gezielte Zusatzuntersuchungen wie spezielle Bildgebung (Kernspintomographie) und erweiterte EEG-Diagnostik durch in diesem Gebiet erfahrene Mitarbeiter eine entsprechende Vorauswahl der Patienten getroffen werden, die dann in ein dafür spezialisiertes Zentrum weitergeschickt werden.
Eine Epilepsie als chronische Erkrankung erfordert eine kontinuierliche Betreuung nicht nur im medizinischen sondern auch im sozialen Bereich. Hierfür steht das Sozialpädiatrische Zentrum zur Verfügung. Bei einigen Patienten werden neuropsychologische, logopädische oder krankengymnastische Tests und Untersuchungen durchgeführt und – falls erforderlich – spezifische Förderungen empfohlen und eingeleitet. Epilepsie und Schule stellt einen Schwerpunkt unserer Arbeit dar.
Die Epilepsieambulanz wird von mehreren ärztlichen Mitarbeitern mit speziellen Qualifikationen in diesem Bereich (Zertifikat Epileptologie plus der Deutschen Sektion der Internationalen Liga gegen Epilepsie) durchgeführt. In der EEG-Abteilung werden an vier digitalen Ableiteplätzen im Jahr etwa 3.000 Ableitungen von ebenfalls speziell geschulten technischen Assistentinnen durchgeführt. Zusatzuntersuchungen wie Langzeit-EEG-Ableitungen, Polygraphien oder simultane Video-EEG-Ableitungen werden je nach Bedarf angeboten.
Die Epilepsieambulanz nimmt sich einer sehr großen Patientengruppe innerhalb der kinderneurologischen Abteilung an und versucht, die Patienten und ihre Familien kompetent und kontinuierlich zu betreuen. Dieser Aufgabe widmen wir uns mit ganz besonderem Engagement. Das Bestreben die Situation epilepsiekranker Kinder zu verbessern und ihnen optimale Heilungs-, Entwicklungs- und Integrationschancen zu garantieren verstehen wir als unseren persönlichen Auftrag.
Ansprechpartner:
OA Prof. Dr. med. A. Hahn
OÄ Dr. med. S. Groß
Prof. Dr. med. B. Neubauer
Terminvereinbarungen unter: 0641 / 985 – 43493